Kevin Egloff ist angehender Fluglotse bei Skyguide am Flughafen Emmen. Ein Besuch an seinem Arbeitsplatz zeigt, was der Beruf des Flugverkehrsleiters genau ist und was Kevin Egloff daran fasziniert.

Quelle: Christoph Arnet / Messe Luzern

Der Rundumblick aus dem Tower des Militärflugplatzes Emmen zeigt nicht nur die 2,5 Kilometer lange Piste, sondern bietet auch besten Panoramablick von der Rigi bis zum Pilatus. Die vielen Monitore zeigen Meteo, Flugplatzsysteme, Kameras, Radar, Flugpläne. Funksprüche ertönen, kurz darauf die Triebwerke von zwei Jets.

Im Tower sowie in der An- und Abflugkontrolle eine Etage tiefer geben die Flugverkehrsleiterinnen und Flugverkehrsleiter Lande- und Abfluggenehmigungen, überwachen den Abflug auf dem Radar, führen die Flugzeuge auf ihrer Route und koordinieren den gesamten Flugverkehr über dem Flugplatz. Je nach Verkehrsaufkommen stellen in Emmen gleichzeitig zwischen fünf und acht Personen einen reibungslosen Ablauf sicher.

Einer der Mitarbeitenden ist Kevin Egloff. Im August 2018 hat er die Ausbildung zum dipl. Flugverkehrsleiter HF bei Skyguide begonnen, jetzt ist er im Endspurt. Der Berufswunsch hat den Ursprung in seiner Familie. “Bereits mein Vater war Flugverkehrsleiter. Das Fliegen fasziniert mich seit der Kindheit.” Zunächst absolvierte Kevin Egloff, der aus Unterseen stammt und heute in Emmen wohnt, eine Lehre als Tierpfl eger Fachrichtung Wildtiere. Danach arbeitete er einige Jahre auf dem Beruf. Die Fliegerei, in der Fachsprache Aviatik, liess ihn aber nicht los. Kevin Egloff, der den privaten Flugschein besitzt, liebäugelte auch mit der Pilotenausbildung. Aber: “Fluglotse ist einfach geregelter”, so der 30-Jährige.

Vom Propellerflugzeug bis zum Airbus

Also bewarb er sich. Und es hat geklappt. Er durchlief das mehrstufige Selektionsverfahren erfolgreich und wurde zur Ausbildung zugelassen. Nach einem Schnuppertag erhielt Kevin Egloff einen Ausbildungsplatz bei Skyguide und wurde an seinem Wunschort in Emmen eingesetzt.

“Mir gefällt die Grösse des Flugplatzes und des Teams – es ist familiär im Tower, und man kennt alle Arbeitskolleginnen und-kollegen”, sagt Kevin Egloff über seinen Einsatzort. Auch die Arbeit sei in Emmen anders als beispielsweise beim zivilen Flugplatz in Zürich. Es hat viel weniger Flugverkehr, dafür gibt es grosse Unterschiede zwischen den Maschinen. “Zum Beispiel müssen wir bei unserer Arbeit die grossen Geschwindigkeitsunterschiede der Flugzeuge berücksichtigen.”

In Emmen verkehren die Patrouille Suisse, Flugzeuge de Pilatuswerke, Ruag und Armasuisse zu Test- oder Trainingszwecken aber auch private Propellerfl ugzeuge. Hin und wieder kommt ein Airbus zum Einsatz, um militärisches Personal zu transportieren.

“Das Lotsen ist sozusagen ein ewiges Schachspiel”

Coaches für die Ausbildung

Kevin Egloff ist im Endspurt seiner Ausbildung. Er hat die beiden Lizenzen für die Sektoren “Turm” und “Precision Approach Radar” bereits erworben. Jetzt arbeitet er am Radar. Danach kann er die Ausbildung abschliessen und alle Sektoren – also die verschiedenen Arbeitsplätze – am Militärfl ugplatz selbstständig bedienen. Dies werde im Winter 2021 der Fall sein, wenn alles gut laufe. Dann geht es für Kevin Egloff nahtlos weiter. “Einfach, dass kein Coach mehr neben mir sitzt.” Mit ein bisschen Nervosität, aber vor allem grosser Vorfreude erwartet er diesen Moment. “Irgendwie wie nach der Autoprüfung, wenn man plötzlich ohne Fahrlehrer unterwegs ist.”
Über die Jahre konnte er von den verschiedenen Coaches profi tieren,nun aber eigene Erfahrungen sammeln und seinen eigenen Arbeitsstil entwickeln.

Wie Schach spielen

Am Arbeitsplatz scheint er schon heute routiniert – und erstaunlich gelassen – zu sein. Er bestätigt: “Eine gesunde Anspannung gehört dazu, schlaflose Nächte hatte ich aber noch nie.” Belastbarkeit sei eine Voraussetzung für den Beruf und werde bereits im Selektionsverfahren und während der Ausbildung laufend geprüft. “So findet man schnell heraus, ob der Job etwas für einen ist.” Für Kevin Egloff ist er eindeutig der richtige: “Man trifft immer auf neue Herausforderungen. Keine Situation ist wie die andere, kein Arbeitstag gleich.” Die beste Lösung zu finden, damit alle Flugzeuge sicher, aber gleichzeitig effizient ihren Weg finden, sei sehr spannend. Man könne die Lösungen immer adaptieren und sich dadurch verbessern. “Es ist wie ein ewiges Schachspiel.”

Ausserdem schätzt Kevin Egloff die Arbeitsbedingungen. Für eine hohe Konzentration seien die Stunden- und Pausenregelungen streng, und die Arbeitswoche umfasse nur 38 Stunden. Nur bei Ausnahmen stünden in Emmen Nacht- und Wochenendfl üge an.

Nicht zuletzt schätzt Kevin Egloff seinen einmaligen Arbeitsort.Mit Blick aus dem Tower auf die Zentralschweizer Berge sagt er schmunzelnd: “Da hatten die Lehrer früher wohl nicht ganz so recht, dass man nichts verdienen kann, wenn man nur aus dem Fenster schaut.”